Kommasetzung

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Die Kommasetzung

Kurzfassung

Kommata oder Beistriche haben zwei große Vorteile:

  • Sie helfen dem Leser, Lesefallen zu vermeiden und den Satz nicht mehrmals lesen zu müssen.
  • Sie sind eine Visitenkarte des Verfassers und zeigen, daß er ein gebildeter und freundlich eingestellter Mensch ist.

Und hier kommen die beiden für die Leser wichtigsten Kommata:

  1. Hauptsätze werden durch Komma (oder Semikolon oder Punkt) getrennt, und das auch dann, wenn sie mit und oder oder verbunden sind.
    Beispiel: Ich lese die Anleitung, und so langsam verstehe ich sie.
  2. Die erweiterte Grundform mit zu wird mit Komma abgetrennt.
    Beispiel: Ich lese Bücher, um die Welt zu verstehen.

Anmerkung: Deutsche Sätze in FAZ und Spiegel sind deutlich länger (wer kürzere Sätze will, kann die BILD-Zeitung nehmen).

Langfassung

a. Gute Zeichensetzung ermöglicht es dem Leser, einen Wortlaut mit einmaligem Lesen zu verstehen; zum Beispiel können Rundfunksprecher ja auch nicht sagen: Ich lese den Satz jetzt noch mal von vorne, diesmal aber mit richtiger Betonung. – Komma, Punkt und Fragezeichen werden schon von kleinen Kindern in die Satzmelodie eingebaut, denn das Kind möchte verstanden werden. Die Satzzeichen kennzeichnen also eine kluge Wiedergabe des Satzaufbaues wie in der Satzmelodie.

b. Die deutsche Kommasetzung ist einfach, einheitlich und leicht lernbar.

c. Durch KMK-Beschlüsse wurde sie zwar großenteils abgeschafft und unlernbar gemacht[*1], aber die Schriftleitungen der deutschen Nachrichtenagenturen, Tageszeitungen und Zeitschriften haben sich darauf geeinigt[*2], die bisherige leserfreundliche Zeichensetzung beizubehalten, denn sie wollen ihren Lesern einen freundlichen Lesegenuß liefern und verständlich sein.

Rückblick: Unsere moderne lesefreundliche Zeichensetzung wurde in der Gründerzeit (um 1900) aus vielen vorherigen Richtungen herausgebildet und in Regeln gefaßt. In den 20er Jahren hat sie sich großenteils in Verlagen und Büchern durchgesetzt, und ab den 1950er Jahren wird sie flächendeckend eingehalten, in den Zeitungen bis heute.

Rundblick: Die Sprache und Kommasetzung und ihr innerer Regeln-Inhalt sind gleichgeblieben, aber die aufgeschriebenen Regeln sind im Duden von Ausgabe zu Ausgabe immer wieder hammerhaft geändert worden; zum Beispiel:

  • Duden, 9. Auflage von 1919: 2 Seiten Kommasetzung
  • Duden 20. Auflage von 1991: 9 Seiten Kommasetzung
  • (Im Duden _21 von 1996 sind es dann 13 Seiten („reformierte“) Kommasetzung mit vielen Widersprüchen und Lücken.)
  • Der (Leipziger DDR-)Duden, 16. Auflage von 1975, bringt auf S. 671 seine Kommaregeln-Kurzfassung auf 14 Zeilen unter:
    • Das Komma steht
      • bei Aufzählung von gleichartigen Satzteilen oder Nebensätzen gleichen Grades, außer wenn die Glieder der Aufzählung durch und oder oder verbunden sind,
      • in der Satzverbindung, d.h. zwischen Hauptsätzen,
      • überall da, wo Sätze verschiedenen Grades (Haupt- und Nebensatz oder Nebensätze verschiedenen Grades) zusammenstoßen,
      • vor und bzw. oder nur zwischen vollständigen Hauptsätzen oder wenn an der betreffenden Stelle Sätze verschiedenen Grades zusammenstoßen,
      • vor nachträglichen genaueren Bestimmungen,
      • vor und nach der nachgestellten Apposition,
      • vor oder nach erweiterten Infinitiven, wenn zum Infinitiv mehr als das Wörtchen zu gehört,
      • bei satzwertigen Partizipien.

Diese 14 Zeilen decken gefühlte 98 vom Hundert aller nötigen Beistrichsetzungen ab. Ein paar Regelchen fehlen noch, etwa das Komma vor aber und sondern.

Große Entwarnung

Sie brauchen nicht die genannten angeblichen (viel zu komplizierten und teilweise haarsträubend fehlerhaften, widersprüchlichen) Regelwerke zu lesen, um Kommasetzung zu können. Wenn Sie es ein für allemal gründlich lernen wollen, besorgen Sie sich antiquarisch das Büchlein

  Schülerduden Übungsbuch Band 8
  Übungen zur deutschen Rechtschreibung III
  Die Zeichensetzung
  Mannheim 1980

und lesen sie statt Fernsehabend die 56 Seiten Beispiele und Übungen durch – dann haben Sie die Sache gründlich verstanden. Das sagte mein 14jähriger Sohn damals jedenfalls, als ich einen mittelkurzen Nachmittag lang mit ihm die Beispiele durchgegangen bin.
(Wer hilft mit, diese Beispiele und Übungen ins Netz zu bringen?)